Ära Magath auf Schalke vorzeitig beendet

Es kam so, wie es sich schon seit Tagen angedeutet hatte. Der FC Schalke 04 und Felix Magath werden ab heute getrennte Wege gehen. Das beschloss der Schalker Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung heute Vormittag. Bei der Aufsichtsratssitzung, während der die Trennung beschlossen wurde, war Magath entgegen seiner Ankündigung schon nicht mehr anwesend gewesen.

Kam die Trennung wenig überraschend, so sind es doch die Begleitumstände, die Außenstehende verwundern. Üblicherweise wird ein Trainer beurlaubt, im Anschluss daran kommt es in der Regel zu einer einvernehmlichen Einigung über die dem Trainer noch zu zahlende Bezüge. Anders auf Schalke: Ich war bisher davon ausgegangen Magath sei heute fristlos gekündigt worden, weil man nach Informationen der BILD-Zeitung glaubte, dem ehemaligen Vorstandsmitglied, Manager und Trainer in Personalunion finanzielle Fehltritte nachweisen zu können, die im Zusammenhang mit Prämienauschüttungen für die Champions League stehen. Jetzt lese ich gerade im Videotext, dass Magath, nachdem er bei Schalke von seinen Aufgaben entbunden worden sei, seinen Anstellungsvertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt habe. Vermutlich juristische Spitzfindigkeiten, denn längst haben die Anwälte das Wort.

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Felix Magath wurde nach Schalke geholt und mit umfangreichen Machtbefugnissen ausgestattet, um nach über 50 Jahren ohne Meistertitel die Schale endlich nach Gelsenkirchen zu holen. Sein Vertrag war bis zum 30.06.2013 datiert. Schon bei seinem Amtsantritt wurde Magath von den meisten Schalker Fans wie ein Erlöser gefeiert. Die Verehrung für den knorrigen Trainer wuchs ins Unermessliche, als es Magath tatsächlich gelang, mit einer Mannschaft, der das niemand zugetraut hätte, die erste Bundesliga-Saison unter seiner Regie als Vizemeister zu beenden; damit verbunden die Qualifikation zur Champions League.

Danach schien Felix jedoch das glückliche Händchen verlassen zu haben. Er baute die Mannschaft zu Beginn der laufenden Saison komplett um, holte 14 neue Spieler und entließ 16 Spieler, bzw. lieh einen Teil von ihnen an andere Vereine auf. Die umstrittendste Verpflichtung zu dieser Zeit war die von Christoph Metzelder, der vor seiner Zeit bei Real jahrelang das Trikot des BVB getragen hatte und den BVB, wie kaum ein anderer Spieler, auch außerhalb des Platzes verkörperte. Schon beim ersten Mannschafttraining schlug ihm der blinde Hass entgegen. Noch heute spaltet Metze, trotz zuletzt solider Leistung, das Schalker Fanlager. Andererseits gelang Magath auch die Verpflichtung von Raúl, der ein wenig königlichen Glanz ins triste Gelsenkirchen bringen sollte. Der Saisonauftakt der Schalker misslang gründlich. Höhepunkt der Demütigungen die 3:1 Heimniederlage im Derby gegen Borussia Dortmund. Während Schalke im Keller der Liga herumdümpelte, arbeitete sich der BVB immer mehr in Richtung Tabellenspitze vor; etwas, das der gemeine Schalke-Fan nur äußerst schwer ertragen kann, und die ersten Fans wendeten sich vom einstigen Heilsbringer ab.

Dass Magath zur Winterpause nochmals auf dem Transfermarkt tätig wurde und dabei so vermeintliche Auslaufmodelle wie Charisteas in die Veltins Arena holte, brachte endgültig den Bruch mit der Mehrheit der blauweißen Fangemeinde. Der Protest wurde erstmals deutlich hör- und sehbar. Im Februar ging Magath in die Offensive. Er eröffnete eine eigene Facebook-Seite, was nicht nur für bundesweites Aufsehen sorgte, sondern ihm auch den Respekt vieler tausender Schalke-Fans einbrachte. Zur Zeit gibt es 176.756 Personen, denen das gefällt. Dazu durfte Felix auch Erfolge feiern, sein Team steht im Finale des DFB-Pokals und hat dort mit dem MSV Duisburg eine durchaus lösbare Aufgabe. In der Campions League stehen die Schalker als einziger deutscher Verein in der Runde der letzten acht.

Felix Magath verlässt einen zutiefst zerissenen Verein, in dem sich Magath-Befürworter und Magath-Gegner scheinbar unversöhnlich gegenüber stehen. Ein Teil der Vereinsmitglieder hat einen Antrag zur Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung online gestellt, der bis zum 21.März 9.300 Unterzeichner benötigt (zur Zeit sind es 2.775). Eine andere Gruppe hat eine Pro-Magath Petition im Netz veröffentlicht, die bisher 8.612 Unterstützer gefunden hat; den Aufsichtsrat hat das offenbar wenig beeindruckt. Ich bin gespannt, ob es den verantwortlich Handelnden gelingen wird, die tiefen Gräben zuzuschütten.

Zunächst soll übrigens der bisherige Assistent Seppo Eichkorn auf der Trainerbank Platz nehmen. Als Magath-Nachfolger wird Ralf Rangnick am höchsten gehandelt, der schon 2005 am Schalker Chaos gescheitert war.

Jörg

schreibt seit 2009 unregelmäßig an diesem Blog unter anderem über die Themen Fußball (BVB), Technik und Software. Unter anderem auch unterwegs Google+, Facebook und XING

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