BVB-Geschäftsführer Hans Joachim Watzke gilt gemeinhin als ein besonnener Mann. Deshalb hat es manche überrascht, dass er sich in der Vergangenheit – für manche grundlos – kritisch gegenüber 1899 Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp geäußert hatte. Die Geschehnisse der vergangenen Tage beweisen, wie berechtigt die Kritik des BVB-Geschäftsführers war.
Watzke hatte bereits Anfang Februar 2009 den DFB und die Deutschen Fußball Liga (DFL) aufgefordert, das Engagement Dietmar Hopps bei der TSG Hoffenheim hinsichtlich der 50+1-Regelung zu überprüfen. Die 50+1-Regelung soll sicherstellen, dass Investoren Einfluss auf das operative Geschäft und insbesonders auf die Personalpolitik eines Vereins nehmen. Nicht anderes ist jedoch beim Transfer von Luiz Gustavo nach Bayern München passiert.
Einem Bericht der Bildzeitung zufolge hatten sich die sportlich Verantwortlichen bei der TSG Hoffenheim in Person von Manager Ernst Tanner und Trainer Ralf Rangnick gegen einen Transfer von Gustavo zu den Bayern ausgesprochen und dieses dem Spieler am 21. Dezember auch schriftlich mitgeteilt. Das Papier sei auch von Herrn Hopp unterzeichnet gewesen. Darauf habe der wechselwillige Mittelfeldspieler Dietmar Hopp in dessen Stadion-Loge aufgesucht um diesen umzustimmen, was ihm offensichtlich gelungen ist, denn schon am 22. Dezember soll Hopp mit den Bayern erstmals verhandelt haben.
Zwar hält Hopp 49% an der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH, die Verantwortlichen in der Kapitalgesellschaft sind jedoch die beiden Geschäftsführer Jochen A. Rotthaus und Frank Briel sowie Manager Ernst Tanner und Dirk Rittmüller als Teammanager. Dieser Transfer hat jedoch die wahren Machtverhältnisse bei der TSG Hoffenheim offenbart, die es so laut der 50+1-Regel garnicht geben dürfte. Hinterfragen sollte man in diesem Zusammenhang auch einmal die Rolle der Verantwortlichen beim FC Bayern, die Verhandlungen mit einer Person geführt haben, die dazu laut DFL-Statuten eigentlich nicht legitimiert war.
Martin Kind, Vorstandsvorsitzender von Hannover 96, der sich vehement für die Abschaffung der 50+1-Regel im deutschen Profi-Fußball einsetzt und notfalls dafür sogar vor dem Europäischen Gerichtshof klagen will, wird die Vorgänge um den Gustavo-Transfer aufmerksam beobachtet haben. Sollte die DFL nicht umgehend einschreiten, wird die 50+1-Regelung nicht zu halten sein, da sie durch Hopp bereits faktisch außer Kraft gesetzt wurde. Damit drohen dem deutschen Fußball englische Verhältnisse. Als Fan sehe ich diese Entwicklung mit großer Besorgnis.