Berner Sennenhund-Welpin in Solingen getötet – Soziale Kompetenz

So viele nette und schöne Themen liegen noch auf meiner To-Do Liste, die ich zeitlich momentan kaum abgearbeitet bekomme, doch auf Grund der Aktualität möchte ich heute zu einem eher grausamen Thema ein paar Worte verlieren. Der nachstehende Text gibt meine persönliche Meinung wieder. Dieser Artikel ist dem sonstige Inhalt dieses Blog nicht untergeordnet, verdient meiner Meinung nach dennoch eine Möglichkeit der Veröffentlichung und Wahrnehmung. Daher erscheint er hier:

Tierquälerei in Solingen. Tatort: Ohligser Heide

In den vergangen Wochen und Monaten machten in Solingen immer wieder Vorkommnisse Schlagzeilen, die sich mit Worten kaum beschreiben lassen. In Naturschutzgebiet Ohligser Heide  wurden in den vergangenen Wochen häufiger Köder ausgelegt, die ausschließlich die direkte Schädigung des Geköderten zum Ziel hatten. Die Köder waren zum Teil vergiftet oder mit Fremdkörpern gespickt, deren Verzehr großen Schaden im Maul, Hals und Magen des Geköderten anrichten sollten. Glasscherben und Nägel wurden von Unbekannten verwendet um die Tieren auf direktem Weg zu schädigen.

Grundsätzliches sei vor weggeschickt:

Im § 90a des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) heißt es: “Tiere sind keine (Fettschrift durch den Autor eingefügt) Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes (Link durch Autor eingefügt) bestimmt ist.”

Bella – Berner Sennenhund-Welpin

Der durch solche Aktionen deutlich gemachte Hass gegenüber Tieren, erfuhr am 19.11.2011 einen neuen traurigen Höhepunkt. Eine 13 Wochen alte Berner Sennenhund-Welpin wurde stranguliert im Unterholz der Ohligser Heide von den Besitzern aufgefunden. Nach unterschiedlichen Berichten (Rheinische Post, Solinger Tageblatt, Solinger-Bote, Der Westen, u.a.), wurde die junge Hündin kurz über dem Grund an ihrem eigenen Halsband mit der Leine an einem Baum aufgehängt und verstarb.

Weitere Einzelheiten, Mutmaßungen über den Tathergang und den Täter, Beschreibung des Täters und Vermutungen über das Tatmotiv will ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen. Einen persönlichen Kommentar zu dem Verbrechen und dem Verbrecher(n) möchte ich nicht abgeben, da ich der Ansicht bin, dass durch mediale Beachtung der Tat den Tätern eine Plattform geboten wird, die diese und die Taten an sich nicht verdient haben.

Als Besitzer zweier bezaubernden Katzen und als jahrelanger Hundemithalter (bin mit Hunden meiner Eltern aufgewachsen) gilt mein tiefes Mitgefühl der Familie von Bella.

Mediale Aufmerksamkeit einer grausamen Tat

Die Verbreitung der Nachricht von Bella und ihrem Schicksal wurde von einer Vielzahl unterschiedlicher Medien aufgegriffen. Onlinemedien, wie die oben bereits erwähnten, berichten ebenso wie TV-Sender (hier der Westdeutsche Rundfunk), der Hörfunk (unter anderem Radio-RSG) und klassische Tageszeitungen. Die Berichterstattung der klassischen Medien erfolgte nach meinem Empfinden nüchtern und sachlich, bezogen auf die Sache angemessen. Die Onlinemedien hingegen würzten, nach meiner Meinung, auf Grund von mangelnder journalistischer Kompetenz, ihrer Berichterstattung eine eigene Note hinzu.

Ausschlaggebend für die weit über die Landesgrenzende hinausgehende Verbreitung der Berichterstattungen ist nach meiner Ansicht das von den Besitzern von Bella zur Suche zur Verfügung gestellte Foto der jungen Berner Sennenhündin. Auf diesem Bild sitzt die Welpin mit einem treuen Blick in die Kamera schauend. Dieses Foto weckt Emotionen und nötigt als Blickfang den Konsumenten des Mediums, sich die zugehörige Nachricht durchzulesen oder anzuschauen.

Die Schnelligkeit der neuen Medien, verbunden mit den Möglichkeiten der Vernetzung, führt zu einer immer größer werdenden Reichweite und damit verbunden auch zu einer viel höheren Aufmerksamkeit. Auf kerze-anzuenden.de wurde ein öffentliches Kondolenzbuch eingerichtet. Auch auf Facebook ist eine Seite „Bella R.I.P – die Kondulenz-Seite“ eingerichtet. Allen Mitfühlenden wird auf diese Weise eine Bühne gegeben, ihren Schmerz und ihrer Trauer auch anonymisiert Ausdruck zu verleihen.

Soziale Kompetenz in sozialen Netzwerken

Die Wendung von Trauer in Hass, Wut und Verzweiflung ist bei vielen verbrecherischen Taten zu beobachten. Nach anfänglicher Ohnmacht und Sprachlosigkeit setzt durch die Unverständnis der Tat bei vielen Menschen eine automatische Schutzfunktion ein, die in Verachtung der Tat mündet und die dann diese scharf und deutlich verurteilen und von sich weisen. Die Kanalisierung der Trauer führt dann oft zur Wut und Hass gegenüber dem Täter und seiner Tat.

Dieses Phänomen kann man in der Timeline der Facebook-Kommentare beobachten. Anfängliche Kommentare drücken Trauer und Mitgefühl über das Ableben von Bella aus. Im weiteren zeitlichen Verlauf kommentierten die Nutzer immer klarer und zielgerichteter gegen den Täter und seine Tat. Dies führte soweit, dass der Seitenersteller gezwungen war, mit bestimmten Begriffen versehene Kommentar nicht mehr zu zulassen und durch automatische Indexierung dieser Begriffe, die Flut an Hass- und Wut-Kommentaren einzudämmen. Der Seitenbetreiber löscht Beiträge die “gegen Moral und Anstand in dieser Situation verstoßen”.

Und damit komme ich auf die Überschrift zurück. Soziale Kompetenz in sozialen Netzwerken walten zu lassen, bedeutet für mich seine Worte mit Bedacht zu formulieren. Von Edward George Bulwer-Lytton (* 25. Mai 1803 in London; † 18. Januar 1873 in Torquay), einem englischen Autoren des 19. Jahrhunderts stammt der Satz:„The pen is mightier than the sword“ – Übersetzt “Die Feder (analog zur Zeit) ist schärfer als das Schwert”. In viele Kulturen wurde die Macht der Worte unterschätzt.

Beispiele:

  • Die von Martin Luther verfasste Thesen läuteten den Untergang der Vormachtstellung von Kaisern und Päpsten ein.
  • Und erst kürzlich verpassten in den nordafrikanischen Mittelmeerländern die scheidenden Diktatoren den Zeitpunkt des Schweigens für ihre Belange. Denn die Abschaltung des Internets konnte die Stimmen der Twitterer und Blogger nicht mehr stoppen.

Wenn in den sogenannten “Sozialen Medien” nachlesbar eine Verbrecherjagd initiiert wird, die unterstützt durch plastisch beschriebene Praktiken, wie mit dem Verbrecher(n) umzugehen sein sollte, einhergeht, bin ich der Ansicht, dass damit die Autoren selbst den Nachweis ihrer Kompetenzlosigkeit erbringen. Getrieben und gegenseitig aufputschend führt dieses Verhalten zu Taten, die in der Anarchie ihren Platz hätten, aber nicht ich unserer auf rechtsstaatlichen Grundsätzen basierenden Gesellschaft. Hinweise zu Verbrechen und Verbrecher(n) übergibt man hierzulande der zuständigen Polizei.

Daher möchte ich mit diesem veröffentlichten Artikel, über dessen Konsequenz ich mir während des Verfassen immer wieder Gedanken gemacht habe, dringend an mahnen, soziale Kompetenz auch in den Worten, die in den  Social Medias geschrieben werden, walten zu lassen. Grundsätzlich sollte der Schreiber bedenken, dass die mal so schnell dahin geschrieben Worte für viele (auch für Kinder) über einen langen Zeitraum lesbar sein werden.

Abschließend gestehe ich, dass mir die vorwiegend nüchterne Schreibweise dieses Artikels sehr viel Kraft und zahllose Korrekturen abverlangt hat. Meine Einstellung gegenüber der grausamen Tat und dem Verbrecher(n) behalte ich dennoch für mich, da ich kein negatives Vorbild auf Grund von öffentlichen Äußerungen für andere sein möchte.

Arne

schreibt seit 2009 unregelmäßig an diesem Blog unter anderem über die Themen Fußball (HSV), Technik und Software. Unter anderem auch unterwegs Twitter, Google+, Facebook und XING

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